Nachtrag zum "Neujahrstag" am 28.01.

Nachtrag zum Aiki Budo Seminar

Das Aiki Budo Neujahrsseminar begann Stefan, wie das Montagstraining auch, mit einer halbstündigen Meditation, die ich, wie immer, sehr genoss. Das Erreichen des Nur-Seins-Zustandes und das Beruhigen des Geistes gelingen durch häufiges Meditieren immer besser und hat für mich immer öfter eine sehr entspannende und klärende Wirkung.

 

Danach ging es an das Bokuto, das Holzschwert, um sich im Itto-den Shinki Toho Kenjutsu zu üben. Wir wiederholten verschiedene Haltungen und übten Bewegungsabfolgen/ Angriffe, sogenannte Kumidachi. Für die zweite Einheit war Daitoryu Aiki Jujutsu angesetzt. Da alle Teilnehmer aber einvernehmlich das Training des Kenjutsu fortsetzen wollten, wurde selbiges auf eine zweite Einheit ausgedehnt.

Wieder einmal war ich überrascht wie psychisch fordernd diese Budo-Disziplin, zumindest für mich, ist.

 

Nach einer gemeinsamen Mittagspause im Braustüberl in Simmerberg (leider macht unser Haus- und Hofrestaurant gerade Betreibsferien), galt der Nachmittag dem Aikido.

 

In der ersten Einheit, unter der Leitung von Thomas, ging es um das verletzungsfreie Gelangen vom Stand auf den Boden. Nach einigen Runden von Vorwärts- und Rückwärtsrollen vom Boden, wie aus dem Stand, trainierten wir den Fall aus Kniehöhe und damit das Abfangen der Fallenergie. Am Beispiel Irimi-nage konnten wir unsere Erkenntnisse üben und vertiefen.

 

Die zweite Einheit leitete Stefan und begann eher theoretisch mit der Frage: Was ist die Bedeutung des Gleichgewichts im Aikido? Nicht nur das Gleichgewicht des eigenen Körpers wie im Einbeistehen oder Seiltanzen, etc. allein ist gemeint. In der Übung des Aikido, so Stefan, ist man neben der Schwerkraft permanent auch weiteren Kräften ausgesetzt, dem Ziehen und Stoßen des Angriffs, der Beschleunigung seiner eigenen Bewegung und nicht zuletzt den inneren, psychischen Kräften (Wut, Angst, etc.). Wenn man nun versucht, sich mit dem einzelnen Einfluss zu harmonisieren, so verliert man den Bezug zum Rest, und man ist mit dem Angriff überfordert. Stefan fügte noch hinzu, dass die Situation im Alltag genauso komplex ist. Man ist konfrontiert mit Erwartungen und Widerständen aller Art in beruflichen und privaten Beziehungen. 

 

Im Aikido ist man also gefordert, sein Gleichgewicht im System zu finden. Dazu muss die trennende, duale Sichtweise aufgelöst werden und man muss lernen, sich als Teil des Ganzen zu erleben. Aus dieser Perspektive gibt es keine Gegner, kein Fremdes, das Angst macht. Es gibt eine dynamische Mitte des Systems, die man beinflussen kann, indem man sich selbst bewegt. Gleichgewicht ist so als dynamisches Prinzip erfahrbar. Man muss bereits sein, es jederzeit zu verlieren und wieder neu zu schaffen.

 

Nach dieser "Einleitung" konnten wir uns daran probieren zu spüren, was dies bedeuten könnte. Wieder mit Hilfe der Technik Irimi-nage begannen wir zu fühlen und zu erfahren was dieses gemeinsame Gleichgewicht zwischen Uke und Nage bedeutet und wie sich das anfühlt. Wann verliert der Partner sein Gleichgewicht, wann man selber und was passiert, wenn dann das neu entstandene Gleichgewicht zwischen den beiden unterbrochen wird? Sehr langsam tasteten wir uns an den Punkt heran, an dem jeder der Übenden zwar nicht mehr im Gleichgewicht war, beide zusammen aber ein neues Gleichgewicht hergestellt haben. Wenn nun dieses gemeinsame Gleichgewicht nun seitens des Nage aufgelöst wurde, fiel Uke zu Boden. Es war sehr interessant und ich versuchte die Übung mit geschlossenen Augen zu machen um meinen Fokus auf das Fühlen zu legen.

 

Eine sehr wertvolle Erfahrung, wie ich finde. Es braucht wohl eine Weile des Übens, in der man das Können wollen aufgeben muss, um diese unmittelbare und dynamische Qualität des Gleichgewichtes umzusetzen, denn es erfordert eine freie, offene Haltung, welche spontane und leichte Bewegungen ermöglicht und eine enorme Wachheit um sich ins Gleichgewicht zur Angriffsdynamik zu bringen.

 

Wieder wurde klar, wie viele Schichten im Aikido verborgen liegen und wie endlos weit (im postitiven Sinne) dieser Weg ist.

 

Ein durchweg sehr gelungener Tag. Ich freue mich auf weitere Seminare.

 

LG  Volker

Nachtrag zum Shakuhachi Konzert

 

Im Anschluß an das Neujahrsseminar fand ein Shakuhachi Konzert gespielt von Viz Michael Kremietz statt.

 

Als sich die Türe des Dojo pünktlich öffnet, kommt uns ein lächelnder auf mich zurückhaltend wirkender Mann in schwarzer Zenkleidung entgegen. Er winkt uns einladend ins Dojo, das noch leer war. Als ich das Dojo betrete, ist in der Mitte eine Decke gerichtet mit einer brennenden Kerze und auch an den Fenstern sind zwei Lichter entzündet. Hinter der Decke, hat sich Hr. Kremietz ebenso eine quadratische Decke mit einer Sitzbank gerichtet. Daneben liegen akurat die Bambusflöten zum Spiel bereit.

 

Die Sonne geht am klar blauen Himmel gerade unter und taucht das Dojo mitsamt den Kerzen in stimmungsvolles Licht, als ob es die bevorstehenden meditativen Töne noch unterstützen wollte.

 

Hr. Kremietz nimmt auf der Sitzbank Platz und auch das Aufheben der Bambusflöte, dem Ablegen der Flöte vor dem Spiel auf den Knien geschieht in großer Achtsamkeit. Zu den Stücken, den Honkyokus, (das sind Urstücke aus dem Zenbuddhismus,) die Hr Kramietz nun zu spielen beginnt, führt er uns immer mit einigen Worten ein.

 

Die Stücke handeln von der Leerheit, vom leeren Geist, vom Berg überqueren und von der Reisschale zurückbringen. Aber auch eine Improvisation mit dem Bild einer weißen Wolke am Horizont ist dabei. Sowie ein Gebet.

 

In diesen Musikstücken hat mich der Flötenspieler auf eine Reise mitgenommen, die nahezu unbeschreiblich für mich ist.

 

In mir entstehen Bilder von japanischen Landschaften, von den Menschen in typischer Kleidung beim Reisanbau. Ich kann den Wind der im Bambus oder auf dem Berg weht nachempfinden, Ich fühle das Mühsame das die Töne wiedergeben. Manche Töne sind so schrill, dass sie mir in den Ohren weh tun , sodass ich die Anstrengung die dargestellt wird schier körperlich fühlen kann und andere Töne wiederum verbinden mich mit der Erde, dem Wasser und dem Wind. Die Töne sind gehaucht, oder getragen, luftig und leicht, manche sind wie lauter Atem der sich in eine Melodie hineinschwingt. Dann gibt es einen hohen leichten Triller der in tiefen und sonoren Tönen wieder endet. Und manche Töne sind wie laute Stille die sich mit dem eigenen Atem verbindet. Nach einiger Zeit münden die Bilder die vor meinem inneren Auge durch die Musik entstanden, zunehmend in ein sich Leeren. Einem Hier und Jetzt innerlich bewegt und gleichzeitig ruhig und getragen werden durch die Töne. - Leerheit, die zugleich auch Fülle ist. Schwer zu beschreiben...

 

Der Raum, im Dojo ist in Stille gehüllt. Keiner sagt was. Kaum einer bewegt sich. Alle lauschen in achtsamer Stille,– nur die Heizung gibt wie zur Antwort auch ein „Kling“ von sich. Aber es ist so, als würde es so gehören. Ich fühle mich in Einheit mit der Stille, den Tönen, mit allem und jedem ringsum.

Ich kann fühlen wie mein Herz ganz ruhig schlägt und ich in eine tiefe und angenehme Ruhe gefallen bin.

 

Als Hr. Kremietz nach knapp einer Stunde das letzte Stück ansagt, bittet er uns danach nicht zu klatschen. Das muss ich sagen, wäre auch nach meinem Empfinden äußerst fehl am Platz gewesen. Es hätte die zauberhafte Stimmung, diese allesumfassende Stille aller Töne, die das Spiel mit der Bambusflöte erzeugt hat, gestört.

 

Mir war nach dieser wunderbaren Klangmeditation nicht nach Sprechen zu Mute, weshalb ich bald Heim gefahren bin um dieses Erlebnis nachwirken zu lassen.

Einzig, dass ich die Flöten und das Spiel selber im halbdunkeln nicht so ganz sehen konnte, hat mir etwas leid getan. Für mich, war dieses Konzert ein besonders schönes Erlebnis und ich möchte an Hand der Aufmerksamkeit und der Stille die im Raum herrschte, behaupten, dass es den anderen Anwesenden ganz ähnlich erging. Ich würde mich freuen, wenn Herrn Kremietz bei Gelegenheit wieder im Dojo spielen würde. Herzlichen Dank dafür!

 

LG. Hiltrud

 

 

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas (Dienstag, 31 Januar 2017 12:19)

    Hallo Volker und Hiltrud,
    das habt ihr toll geschrieben. Das Aiki Budo Seminar war wieder toll. Mir hat besonders Stefans Übungen zum Gleichgewicht ausgesprochen gut gefallen und wirkt noch nach.
    Das Shakuhachi-Konzert war eine wunderbare Erfahrung. Zwar war mir die Art der Musik bekannt, aber live und noch dazu in diesem meditativen Rahmen bekam das eine ganz neue Qualität.
    Mir geht es da wie Hiltrud, ich würde mich freuen, wenn Herrn Kremietz bei Gelegenheit wieder im Dojo spielen würde.

    Ich freue mich schon auf das nächste Seminar.
    LG Thomas