Vom 15. bis 18. Juni fand im Kimusubi Dojo Dornbirn (A) ein internationaler Aikido - Lehrgang mit Seishiro Endo Shihan, 8. Dan Aikikai statt. Endo Shihan gehört zu den wenigen noch lebenden Personen, die unmittelbar unter dem Aikido-Gründer Morihei Ueshiba studiert haben und ist bekannt für einen besonders weichen, wahrnehmenden, fühlenden "Stil". So zumindest sagt man. Ich würde beschreiben, dass Endo Shihan die angestrebte Formlosigkeit im Laufe seines knapp 60 jährigen Lernens zur wahrhaften Meisterschaft gebracht hat. Und, trotz sprachlicher Barrieren (stelle dir vor, du möchtest die Prinzipien dieser Kampfkunst, spirituell wie physisch, ausserhalb deiner Muttersprache beschreiben...), war seine Art der Vermittlung erinnerungswert. Hiltrud, Sandra, Martina, Rüdiger und ich waren dort.
Über 50 andere Teilnehmer aus aller Welt zog es ebenfalls dorthin, um bei sehr sommerlichen Temperaturen gemensam zu üben.
Lassen wir ein paar Teilnehmer aus unserem Dojo darüber berichten:
Rüdiger
Es war mein erstes Mal, dass ich zu einem Lehrgang mit Endo Shihan fuhr. Ich sah einen fünfundsiebzigjährigen Mann der die Ausstrahlung eines maximal fünfzigjährigen hat. Endo Shihan ist ein direkten Meisterschüler des Begründers der Kampfkunst, Morihei Ueshiba, der sie nahezu perfekt Beherrscht. Mir bot sich ein ungewöhnliches Erscheinungsbild von der Aura eines sehr präsenten aber gleichzeitig lockeren und total entspannten Aikidoka.
Durchgängiges Thema der drei Tage des Lehrgang waren eigentlich einfache Grundlagen, doch ohne sie ist jede aufbauende Technik ohne Wert. Das Ki im Zentrum halten und nicht im übereilten viel zu hektischen roboterartigen Angriff, mit roher Kraft überziehen. Stattdessen mahnte Endo Shihan zur eigenen Konzentration und lockeren Körperhaltung. Richtungswechselnde- Grundschritte mit zentriertem Körper-Ki, bei gleichzeitig locker entspanntem Rumpf, sowie oberen Extremitäten, war die Anweisung des Meisters. Hand zu Hand Kontakt halten, das Ki des Angreifers erspüren und das eigene Ki darauf abstimmen, mitnehmen und möglichst ohne einen eigenen Kraftaufwand, das Gleichgewicht brechen. Ja, Aikido ist eine sehr feinfühlige, sensible und intelligente Kampfkunst. Wohl deshalb kann man ein Leben lang nicht auslernen.
Abschließend gebührt mein Dank Sensei Stefan Lesser, weil er persönlicher die Hin- und Rückfahrten ermöglichte, sowie für das anschließende, gemütliche Zusammensein mit seiner Familie. Ein gelungener Seminarausklang bei guten Gesprächen, süffigen Getränken und sehr leckerem Essen.
LG Rüdiger
Sandra
Die Samstag Nachmittag Einheit begann mit Suburis von Shomen Uchi. Wir sollten den richtigen Abstand halten und diesen auch wahren. Dinge, die mir aus unserem Training sehr bekannt vorkamen. Also übten wir uns in Schritt und lockerem Schlag.
In der Einheit am Sonntag wurde das Thema, dann mit Suburi von Yokomen Uchi fortgeführt. Endo Shihan betonte immer wieder wie wichtig es wäre locker zu bleiben, da Härte steif mache. Wichtig sei es weich und locker zu bleiben, denn dadurch wäre man flexibler und kann dadurch besser auf "die Angriffe" reagieren. Wir übten mal mit, mal ohne Partner. In den Partnerübungen war es wichtig in der eigenen Mitte zu bleiben, mit seinem Ki zu arbeiten und das Ki des Gegeners zu kontrollieren und dieses dann gegen ihn zu verwenden. Ich war erstaunt, wie flink der kleine Japaner trotz seines Alters ist.
Wenn Senshiro Endo Shihan an einem Uke die Übung zeigte, hatte ich manchmal das Gefühl, Uke sei wie ein Spielball in seinen Händen, so führte und kontrollierte er diesen. Ich fand die Einheiten interessant und lehrreich und ich würde mich freuen ihn auf einen seiner Lehrgänge noch einmal erleben zu dürfen.
LG Sandra
Martina
Roter Faden des auf Wahrnehmung und dem eigenen (Nach-) Denken und Forschen basierenden Lehrgangs, waren Grundlagen des Sabaki und Tsukai sowie der betonung auf absolute Kraft- und Spannungslosigkeit des Tori, die Vorraussetzung für die fühlende Wahrnehmung ist.
Endo sprach sehr viel und versuchte zu beschreiben (und mit seinem Körper eindrucksvoll zu zeigen) wie man auf Basis der Prinzipien eine noch engere Verbindung mit seinem Uke eingehen kann und sich dadurch schliesslich noch freier bewegt.
Er sprach über die Konzentration auf das Ki, die Entspannung des Oberkörpers, lockere Bewegungen und einen stets ruhigen Geist.
Aikido ist eine unendlich vielschichtige Kampfkunst und der Weg zum Erreichen einen Perfektion (?) unendlich.
Inspirierend einen Mann getroffen zu haben, der zeigt was menschen-möglich ist.
Ein Erlebnis und nette Menschen zum Trainieren gabs als Zugabe obenauf.
Vielen Dank.
LG Martina
Hiltrud
Ich wollte mir die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen, unter einem der letzten lebenden Personen, die noch unter dem Aikido Gründer Morihei Ueshiba studiert haben, zu trainieren. So fuhr ich mit Stefan Sensei am Freitag nach Dornbirn, um dort eine Einheit am Nachmittag zu absolvieren. An sich war es für mich schon aufregend dort hinzufahren, da es mein aller erster Lehrgang in einem fremden Dojo war, doch sollte es für mich noch spannender und eindrücklicher sein. Ich hatte noch nie so viele Teilnehmer auf einmal, darunter viele Dan-Träger mit Rang und Namen, gesehen. Drei Reihen hintereinander fast nur Schwarzgurtträger entlang der gesamten Mattenfläche, breitete sich vor meinen Augen aus.
Der erste Eindruck, den ich sogleich von Seishiro Endo gewann war, daß da für mich ein unauffälliger Mann, mit nicht sehr großer Statur, grauen Haaren und für sein Alter mit 75 Jahren, eine Person mit sehr viel jünger wirkendem Gesicht, vor mir saß. Hatte ich ein von Technik und Würfen geprägtes Seminar erwartet, sollte ich mich täuschen Wie ich auch nach dem Seminar im Internet gelesen hatte, vermittelt Endo Shihan inseinen Lehrgängen keine Techniken, sondern Prinzipien, wie ich auch in diesem Unterricht-erfahren durfte.Er wies in seinen, englisch sprachigen Erklärungen immer wieder darauf hin:
„Vergeßt die Form!- Spürt hin, wo das Ki fließt. Haltet Kontakt! Erspürt das Maß, denn wenn Tori zu steif ist, ist es Uke auch.
Und ist die Begegnung zu schlaff, ist das Anwendender Technik nicht möglich.“
Mit kleinen, flinken Handbewegungen, die mich staunen ließen, führte Seishiro Endo Shihan in nächster Nähe von mir vor, dass Uke den Kontakt nicht halten kann, wenn Toribeobachtet wohin das Ki von Uke fließt, und er darauf reagiert, indem er die Richtung, oder die Distanz, der Hände, der Arme oder des Körpers verändert.
Zuerst übten wir das in kleinen Bewegungsstudien, wobei die geballte Faust der Kontaktpunkt war, und wir erfühlen mußten, wo die Kraft ist, wohin sie ihre Richtung nimmt, und was mit Uke dabei passiert, wenn ich etwas verändere. Das Ganze wurden dann bis zum Ikkyo ausgebaut.
Immer wieder lockerte Endo den Unterricht mit Späßen auf, und brachte die Teilnehmer zum Lachen.
Der Unterricht insgesamt beeindruckte mich weniger als die große Natürlichkeit von Seishiro Endo, die er sich trotz seines 8. Dans bewahrt hat. Dazu kann ich auch eine weitere Erfahrung auf meinem Aikidoweg machen:
„Es gibt Dan-Träger, die sich zu gut fühlen, um mit einem einfachen Anfänger wie mir zu trainieren, und mir das Gefühl gaben, nicht willkommen zu sein.“
So auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Danke an Stefan Sensei, der sich die Mühe machte, die mir unverständlichen englischen Wörter und Sätze , ins Deutsche zu übersetzen. Insgesamt gesehen, war es für mich eine positive Erfahrung an diesem Lehrgang teilgenommen zu haben.Danke an alle Beteiligten die dazu beigetragen haben.
LG. Hiltrud
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Stefan (Dienstag, 20 Juni 2017 17:00)
werten Dank euch vieren für die schönen Zeilen. Habe im Nachtrag das Lesen genoßen und es war nett, mit euch unterwegs gewesen zu sein. Gerne wieder.
LG Stefan
Hiltrud (Dienstag, 20 Juni 2017 23:42)
Vielen Dank Stefan für Deine lieben Worte.
Ich war auch gerne mit Dir zusammen,und der Nachtrag hilft mir nochmal nachzuspüren und das Erlebte vor meinem inneren Auge Revue passieren zu lassen.
Auch ich habe die Beiträge gerne gelesen, da ja jeder den Lehrgang ganz individuell erlebt hat, und das auch in den Texten, mit den eigenen Worten, deutlich raus kommt.
Schön, dass ich daran teilhaben durfte.
LG Hiltrud